Ruffy und seine Crew stachen endlich bei Netflix in See. Spoiler sind enthalten. Ihr wurdet hiermit gewarnt.
Text by @lexy_licious_
Worum geht es?

Der junge Monkey D. Ruffy verlässt mit 17 sein Heimatdorf Goa um sich auf die Suche nachdem One Piece, dem legendären Schatz vom ehemaligen Piratenkönig Gold D. Roger zu machen und ebenfalls der König der Piraten zu werden. Auf seiner Reise trifft er nicht nur seine Crewmitglieder sondern auch allerhand Abenteuer und natürlich auch andere Piraten die ihm nicht unbedingt freundlich gesinnt sind.
Vergangen Donnerstag war es dann endlich soweit: Das Warten hatte ein Ende. One Piece die Live Action Adaption startete endlich bei Netflix. Ich muss ehrlich sagen, dass ich am Anfang echt sehr skeptisch gewesen war, was ja auch, wenn man sich Bleach, Dragonball und Co anschaut nicht gerade schwerfällt. Live Action Anime Adaptionen hatten in der Vergangenheit keinen besonders guten Ruf unter uns Anime-Liebhabern, was zum einen an der Technik lag und anderen natürlich auch an der Umsetzung. Einen beliebten Manga/Anime kann man nicht einfach komplett umschreiben, nur weil es mit der Technik noch nicht klappt, das würden die Fans niemals akzeptieren. Und dementsprechend unterirdisch waren dann natürlich auch die Reaktionen in der Vergangenheit.
Auch als die ersten Reviews zu OP kamen, blicke ich mit Unbehagen auf die Veröffentlichung. Nach dem ersten Trailer allerdings, vor allem als dann auch noch bekannt wurde, dass alle Stammsyncronsprecher von Netflix gebucht wurden ( an dieser Stelle gut gemacht Netflix), sah die Sache dann ganz anders aus. Zum ersten Mal verspürte ich sowas wie Vorfreude und konnte es zum Schluss gar nicht mehr erwarten bis es endlich veröffentlicht wurde.

Und dann kam endlich dieser Tag. Natürlich saßen mein Mann und ich auch gleich am Donnerstag Abend vor dem Fernseher und schauten die ersten zwei Folgen (für mehr war leider keine Zeit). Bis auf den veränderten Text von Gold Roger am Schafott und den Schuhen von Ruffy, gab es an diesen Folgen nichts zu kritisieren. Das Setting insgesamt ist überraschend gut und die Charaktere entsprechen ebenfalls der Vorlage. Auch die Handlung war logisch und man konnte dem Storyplot gut folgen. Positiv überrascht war ich außerdem von den Details die bisher nur im Manga vorkamen, dass diese ebenfalls in der Umsetzung berücksichtig wurden. (Ruffy verpasst sich seine Narbe am Auge mit dem Messer selbst, weil er die in die Crew von Shanks möchte usw.) Dies gab dem ganzen nochmals ein wenig mehr Tiefe.
Somit dachte ich – der Fluch der Live Adaptionen wäre nun gebrochen. Dann kam Folge 3. Und Netflix wäre nicht Netflix wenn es sich nicht wie beim Witcher auch diese künstlerische Freiheit nehmen würde. (Meiner Meinung nach sollte sich das Netflix vielleicht doch nochmal durch den Kopf gehen lassen, gerade im Bezug zum Witcher…)
Jedenfalls das Setting ist wirklich die kompletten acht Folgen insgesamt eine 5/5 keine Frage. Doch die Handlung und die Zusammenhänge sind für die Zuschauer in einigen Szenen einfach nicht logisch oder gar nachvollziehbar. Weder im Anime noch im Manga hatten Arlong und Buggy etwas miteinander zu tun. Geschweige denn wurde Buggy von Arlong erpresst. Vize Admiral Grap unterstellt Kaptain Morgen Korruption und Gewaltbereitschaft gegenüber den Einwohnern von Shelltown, jedoch wird dies in keiner Szene überhaupt gezeigt. Hier bräuchte es dann doch wieder Fan-Wissen um den Zusammenhang zu verstehen.

Kommen wir zu Monkey D. Grap. In der Rolle die ihm hier Netflix gegeben hat, wird Garp zwar als strenger Knochen, was er ja auch im Anime und Manga verkörpert, dargestellt, jedoch wird er hier auch zum Teil als Bösewicht missbraucht, was er ja nicht ist, der auch ein Steak als Bestechungsversuch nicht ausschlägt. Womit wir schon wieder Logikfehler hätten: Garp hatte laut Anime und Manga keinen Kontakt mit Rotfuß Jeff aus dem Baratie, und im Anime sowie auch im Manga verfolgt Garp auch nicht von Anfang an die Strohhüte oder beauftrag auch nicht Falkenauge Mikhak um Ruffy festnehmen zulassen.
Außerdem nimmt er auch Corby nicht ins Kreuzverhör oder hinterfragt gar seinen Wunsch ein Marinesoldat zu werden. All diese hier aufgezählten Dinge jedoch, wurden Garp von Netflix in seiner Rolle auferlegt, was ihn dadurch in die Position des Antagonisten treibt – eine Rolle die er meiner Meinung nach, nicht im Manga und Anime spielt oder gar überhaupt besetzten kann. Immerhin hatte dann Netflix doch Gnade mit seiner Figur und ließ ihn dann doch am Ende der letzten Folge wieder er selbst sein, auch wenn Corby und Helmeppo vorher noch einschreiten mussten. Jedenfalls bin ich gespannt was Netflix mit Garp weiterhin vorhat, jetzt da er und Ruffy sich ja schon im East Blue getroffen haben. (Im Anime/Manga treffen die beiden erst nach dem Enis Lobby Arc aufeinander und der liegt aktuell noch in weiter Ferne).
Die Figur Garp ist nur eines der Beispiele die mir aufgefallen sind. Es gab noch weitere solcher Szenen bei denen ich mir ein dickes “What the F” nicht vergneifen konnte. Zum einen wird Captain Don Creek nicht von Falkenauge erledigt sondern von Ruffy und zum anderen kommt Arlong nicht ins Baratie um Nami zu holen und dort schon die erste Runde mit Ruffy zu kämpfen, in der Ruffy auch noch verliert. Ruffy verliert im East Blue keinen einzigen Kampf in der Vorlage. Schade war auch, dass der Abschied von Jeff und Sanji recht kühl und unbedeutend ausfiel, hier hätte ich mir gerne etwas mehr Emotion gewünscht. Generell sind manche Charaktere etwas zu kalt dargestellt worden. Für Ruffy allerdings galt dies nicht. Er wurde sehr emphatisch und emotional dargestellt und machte sich über Dinge Gedanken, die ihn normalerweise überhaupt nicht interessieren würden. Ein anderes Thema was ich persönlich gar nicht mochte: Corby und Helmeppo trinken im Baratie ein paar Kurze. Sry aber weder Corby noch Helmeppo waren im East Blue Arc schon volljährig. Auch als Garp dem jungen Corby einen Whiskey gab, fand ich das ehrlich gesagt grenzwertig.

Ich weiß, das ist Meckern auf hohem Niveau aber One Piece gibt es auch nicht erst seit gestern und ist nicht um sonst eines der meistgelesenen Manga aller Zeiten. Seit 1998 läuft der Anime schon und umfasst mittlerweile 1.084 Folgen – ist doch klar, dass da die Erwartungen der Fans an Netflix hoch sind und ebenfalls auch alles genau unter die Lupe genommen wird. Apropo Lupe, kommen wir zu den guten Parts:
Wie eingangs schon erwähnt, ist das Setting mega gut geworden. Die GumGum Attacken sind gut gelungen, sprich die Effekt mit CGI stören nicht. Die Kostüme sind an die originalen Kleidungsstücke der Charaktere angepasst und verpassen dem ganzen noch mehr Flair. Die Charaktere insgesamt werden gut dargestellt, durch die Stamm-Syncro wird das ganze noch krasser. Die Kulissen sind ebenfalls mega gut umgesetzt und sehr detailliert gemacht – Da hatte definitiv Oda himself nachgeholfen. Was ich ebenfalls richtig mega fand, dass bestimmte Schlüsselszenen, die One Piece auch einfach ausmachen, wirklich 1:1 umgesetzt wurden und auch so Manga/Anime getreu wie es nur ging. Zum einen wäre da der Kampf zwischen dem Fischmenschen Kiss und Lysop zum anderen auch die spektakulärste Zerstörung des Arlong Parks oder auch den Kampf zwischen Zorro und Mihwak Falkenauge beim Baratie.
Fazit
Diese Serie hat definitiv ein hohes Potenzial und hat den Fluch, der bisher über den Live Action Adaptionen lag, etwas gebrochen. Das Setting ist mega nice und die Figuren wurden gut umgesetzt. Ingesamt hat One Piece 4/5 Sternen redlich verdient. Ich bin auch schon gespannt wie es weitergeht. Die Eingangsprüfung den East Blue haben unsere jungen Piraten mit Schönheitsfehlern bestanden. Die richtige Prüfung der Grand Line liegt noch vor ihnen. Ich bin sehr gespannt ob der Erfolgskurs gehalten werden kann. Wir freuen uns jedenfalls auf Staffel 2 in ein paar Jahren.