WTF, wo bin ich denn da nur wieder reingeraten, wie ist denn das passiert! Ich will verdammt noch mal wieder nach Hause, dachte sich May Tanaka als sie plötzlich das riesige Ding vor sich sah, dass gerade versuchte ihr näher zu kommen um sie zu verschlingen. Sie rannte so schnell sie konnte und schrie aus voller Seele, doch die herbeigeeilten Passanten konnten das riesige Ding einfach nicht sehen. Sie sahen nur ein etwa sechszehnjähriges Mädchen mit blonden gesträhnten langen Haaren, offenbar vor dem Nichts davonlaufendund wie wild um Hilfe schreiend. Sie rannte und rannte, doch plötzlich gaben ihre Beine nach und sie fand sich auf dem Boden wieder. Ihr Herz raste, wie ein jämmerliches Kind saß sie auf dem Asphalt und versuchte sich zu beruhigen. Sie schaute sich um,konnte aber den Hollow nicht mehr sehen. ‘Puh Glück gehabt‘, dachte sie. Auf einmal gab es einen riesigen Knall und es zerbrach vor ihr eine Mauer. Die Steine flogen durch die Gegend und landeten geräuschvoll neben ihr. Sie musste ihren Kopf einziehen um nicht getroffen zu werden. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck als sie erkannte, dass es doch nicht so einfach wäre dieses Monster los zu werden…
Einen Tag vorher:
Beschissener hätte es gar nicht mehr für sie laufen können. Fast dreißig, ohne Job und sie lebte immer noch bei ihrer Mutter. Die Zukunft versprach nicht besser zu werden, wenn sie die aktuelle Politik und das Weltgeschehen sah. Sie hatte es auch aufgegeben die Nachrichten weiterzuverfolgen, denn das frustrierte sie nur noch mehr. Ihre Gesamtstimmung war ohnehin sowieso depressiv und sie musste aufpassen nicht wieder in einen Strudel hineinzugeraten, aus dem sie dieses Mal vielleicht nicht ohne Hilfe wieder herauskommenwürde. Den einzigen Lichtblick, den sie hatte, war die begrenzte Zeit mit ihrem Freund und ihren Freundinnen, wenn sie sich trafen. Ansonsten beinhaltete ihr Alltag außer Bewerbungen schreiben, ein paar Mal die Woche ins Fitnessstudio gehen und danach ihre Lieblingsserien weitersuchten, nicht besonders viel. Sie konnte sich auch nicht wirklich aufraffen etwas anderes zu unternehmen. Dafür fehlte ihr schlicht weg die Motivation und die Energie. Ihre liebevolle Familie betrachtete diese Entwicklung mit Sorge. Denn obwohl sie ihre Mutter jeden Tag sah, sprach sie nur noch das nötigste mit ihr, ansonsten kapselte sie sich immer weiter ab und verlor sich in der Welt der Anime, Serien und Bücher. Seit dem Tag an dem sie damals ihre Freundin Shion Tachibana kennenlernte, gehörten Mangas und Animes einfach dazu. Sie zeigten ihr gerade in Zeiten, in denen nicht alles so rosig lief, dass man sich in andere Welten flüchten und so abschalten konnte vom Alltag. Eines Abends als sie wieder einmal ihrer Anime Sucht frönte, hatte sie wieder einmal den Wunsch, selbst ein Teil der Handlung zu sein. Einfach diesem tristen Alltag entfliehen und Abenteuer erleben. Mit diesen Gedanken schaltete sie den Fernseher aus und zog sich die Decke über den Kopf. Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie noch nicht, dass ihr Wunsch bald in Erfüllung gehen würde.
In dieser Nacht träumte sie total verrückte Sachen. Unteranderem auch ihren immer wiederkehrenden Traum von einem seltsamen runden Stein, der eher einer Murmel glich und den sie aus einer Vitrine kannte. Im Traum stand sie vor ihr, öffnete sie und nahm den seltsamen blauen Murmel Stein in die Hand. Sie drehte, wendete und betrachtet ihn von allen Seiten. Im Tageslicht glänzte er so richtig schön azurfarben.
‘Wie das Meer, dachte sie als sie ihn so betrachtete. Sie seufzte ‘Ach ja, das Meer… wie gerne wäre sie jetzt wieder im Sommerurlaub’.
Sie war so in Gedanken versunkten, dass sie nicht merkte, wie sich ihr jemand von hinten nährte. Erst als die Person zu sprechen begann, schaute sie sich erschrocken um.
„Ach mein Kind, was hast du denn da wieder ausgegraben?”
Ihre Anspannung ließ nach und sie beruhigte sich wieder. Bei dem Gedanken an das Wort Kind verdrehte sie die Augen. Sie war schon lange kein Kind mehr, seit dieser verhängnisvollen Nacht, musste sie sich eingestehen, dass sich nun einiges für sie ändern würde und die Zeit reif wäre erwachsen zu werden. Seit dieser Nacht, hatte sie sich verändert, ob zum Gutenoder Schlechtenwusste sie nicht. Jedoch merkte sie, dass vieles nicht mehr so war wie früher. Meist verdrängte sie dieses Ereignis erfolgreich und die dazugehörigen Emotionen,die sie damals fühlte. Sie hatte gelernt damit umzugehen und auch nicht mehr darüber zu reden. Es war für alle Beteiligten besser so. Sie wusste sowieso, dass es ihrer Mutter nur weh tun würde. Sie sah ihre Blicke, wenn sie doch mal dieses Thema ansprach und es tat ihr weh sie so zu sehen, deshalb tat sie so als würde sie sie ignorieren. Und ihre Oma war bei diesem Thema ebenfalls keine Hilfe, sie war eher froh, dass dieses Thema ein für alle Mal erledigt war und man nicht mehr darüber sprach.
„Oh man Oma hast du mich gerade erschreckt! Ich dachte schon da steht n Monster hinter mir, dass mich fressen will”, sie lachte dabei um möglichst einen unbeschwerten Eindruck zu hinterlassen und zuzeigen, dass es ihr gut ging. „Was hast du denn da mein Kind?” „Ach, schau das hier”, und zeigte ihr lächelnd die Steinmurmel. „Ah, ich erinnere mich an sie, die hast du doch in deiner Schulzeit auf dem Nachhauseweg gefunden oder?” „Ja damals war ich in der dritten Klasse und ich fand sie so schön, dass ich sie einfach mitnehmen musste.” In Gedanken dachte sie an die unbeschwerten, schönen Tage mit ihren Freundinnen. „Ich erinnere mich, seit dem Tag hattest du sie als Talisman immer dabei, bis du ihn mir eines Tages gabst mit den Worten „Hier, bewahre du ihn für mich auf, ich brauch ihn nicht mehr, es ist Zeit erwachsen zu werden, und ich ihn hier in diese Vitrine legte.” Sie überlegte und tippte mit ihrem Finger gegen die Stirn, war das nicht kurz bevor…”
Sie fiel ihrer Oma ins Wort, „Ja genau… ich dachte einfach, hier kann ich ihn mir immer anschauen und mich an die schönen Zeiten aus meiner Schulzeit erinnern, ich hätte ihn doch sonst vermutlich irgendwann verloren…”,Sie dreht sich mit traurigen Augen weg von ihr, denn immer wenn jemand dieses Ereignis erwähnte, auch wenn schon ein paar Jahre vergangen waren, versetzte ihr dies jedes Mal einen Stich. Zu schockierend und zu heftig waren die Gefühle und Erinnerungen an jenem Abend und die Zeit danach. Sie wollte es einfach nur vergessen, doch dieser Tag war für immer in ihr Gedächtnis gebrannt.
Ihre Oma holte sie wieder aus ihren Gedanken. „Naja vielleicht hättest du deinen Talisman, doch lieber behalten sollen, weißt du, so etwas Wertvollesgibt man nicht her und wie du weißt, hat er mir nicht unbedingt Glück gebracht. Aber dir war er immer wichtig, ich möchte,dass du ihn wieder zurücknimmst. Aber sei vorsichtig damit, ich habe das Gefühl, dass das keine normale Murmel ist, schon damals als du sie mit nach Hause brachtest hatte ich ein komisches Gefühl in ihrer Gegenwart.” Erneut verdrehte May die Augen und musste lachen, ihre Großmutter war sehr gläubig und ging wann immer es sich einrichten ließ zusammen mit ihrerTochter in die Kirche. „Ach Oma, macht dir keine Sorgen, wie du weißt bin ich kein Kind mehr und kann auf mich selbst aufpassen.” „Ach das weiß ich doch, May. Ich mach mir eben meine Gedanken, schließlich bist du bei mir aufgewachsen und eben auch mein Ein und Alles.” Ihre Oma schaute sie wissend an. „Ich weiß doch was du in letzter Zeit durchmachst und dass du dich von allem abkapselst, denkst du etwa das merke ich nicht. Ich möchte nur eines und zwar pass auf dich auf. Seit deinem Autounfall im letzten Jahr mach ich mir eben immer Sorgen um dich. Ich weiß der Unfall war zum Glück nur leicht, aber dein Mini war ein Totalschaden und als ich es gesehen hatte wie es so auf dem Parkplatz stand, kamen mir die Tränen… außerdem habe ich das Gefühl, dass irgendwas mit dir seither nicht mehr in Ordnung ist, pass auf dich auf mein Kind, ich habe da so eine dunkle Vorahnung…Irgendwas stimmt nicht…”
Erschrocken fuhr sie hoch und fasste sich an die Brust. Ihr Herz raste wie wild. Sie tastete um sich herum, doch alles was sie zu fassen bekam, war ihre Matratze. ‘Puh, es war nur ein Traum. Ein sehr realer Traum, aber eben nur ein Traum. Trotzdem muss ich vorsichtig sein, sonst machen sie sich nur wieder zu viele Sorgen, das kann ichaktuell nicht gebrauchen.’Noch ganz durcheinander und nicht richtig wach, griff sie nach ihrem Smartphone. Als sich ihre Augen an die Helligkeit, des Displays gewöhnt hatten, setzte sie sich auf und schaute auf die Uhrzeit. Es war erst sechs Uhr morgens. ‘Toll dann hab ich gerade mal drei Stunden geschlafen.’ Leicht angesäuert öffnete sie Facebook und scrollte sich durch die Meldungen, nahm ihr Kissen, die zweite Decke und lehnte sich mit Kissen im Nacken an die Wand ihres Bettes. Ein langer Artikel erweckte ihreAufmerksamkeit und sie begann zu lesen. Sie las immer wieder die gleiche Zeile doch die Buchstaben ergaben keinen Sinn. Denn während sie versuchte zu lesen, dachte sie immer wieder über den Traum nach und was er bedeuten könnte. Sie beschloss ihre Oma zu besuchen um es herauszufinden. Nach einer Weile merkte sie, dass ihr die Augen zufielen, doch bevor sie zurück in die Welt der Träume ging, öffnete sie die Pokémon Go App um zu schauen ob sich nicht ein interessantes Pokémon in ihrer Nähe befand um es zu fangen.
Es war eine kurze Nacht, denn gerade als sie richtig eingeschlafen war, wurde sie von ihrem Freund mit einer Guten Morgen WhatsApp Nachricht geweckt. Genervt zog sie sich die Decke über den Kopf und versuchte das lästige Klingelgeräusch auszublenden. Sie freute sich ja sehr, dass er ihr jeden Morgen bevor er zur Arbeit ging, schrieb aber insgeheim verfluchte sie sich, dass sie die Night Shift Zeiten wieder nicht verlängert hatte. ‘Grrr das muss ich heute unbedingt ändern …’aber sie wusste, bis sie aufstehen würde, hätte sie das längst schon wieder vergessen. Überhaupt fiel ihr das Aufstehen in letzter Zeit noch schwerer als sonst, dass ging so ungefähr nach ihrem Unfall schleichend los. Sie hatte das Gefühl in der falschen Zeit zu leben und in ihrer Studentenphase stecken geblieben zu sein, denn in dieser Zeit hatte sie oft die Nacht zum Taggemacht und in den Semesterferien teilweise die halben Tage verpennt. Wie auch sonst hätte sie die ganzen Projektarbeiten meistern können, die in den jeweiligen Semestern gefordert geworden waren. Überhaupt war sie sehr stolz auf ihren Studienabschluss. Sie war die erste in der gesamten Familie, die je studiert hatte. Dennoch sah sie es ein, dass sie nach ihrem Studium noch etwas Solidesbrauchte und absolvierte zusätzlich noch eine Ausbildung, die sie ebenfalls nach einem Betriebswechsel und viel Ärger sowie Scherereien, ausgelöst durch ihren ersten Betrieb, trotzdem mit guten Noten bestand. Wenn sie schon damals gewusst hätte, was sie in diesem Betrieb erwartete, dann hätte sie sich wohl für eine andere Firma entschieden. Doch jetzt suchte sie und suchte, und geriet immer wieder an Psychopathen oder Arschlöcher als Chefs. Das war auch noch ein Grund, weshalb sie zwar verzweifelt, aber immer noch wählerisch war, was die Wahl der Firmen betraf.
Sie störte sich selbst an diesem Langschäfter Verhalten nicht sonderlich, da sie ja aktuell keine Verpflichtungen hatte. Jedoch ihr Freund fand das gar nicht gut, denn er ist Frühaufsteher und hatte unter der Woche einen geregelten Arbeitsalltag. Wenn sie sich am Wochenende sahen, nannte er sie immer Schlafmütze und hielt ihr eine Standpauke, dass sie doch versuchen solle, früher wach zu werden, damit sie mehr Zeit miteinander verbringen konnten. Sie versuchte es auch wirklich, weil sie ihn ja liebte aber vor zehn Uhr, war es einfach unmöglich sie wach zu bekommen. Das war auch einer der Gründe, weshalb er mit ihr öfter mal stritt. Es gab eine Zeit, da war sie kurz davor mit ihm Schluss zu machen, doch irgendwie hatte sie gemerkt, dass sie ohne ihn nicht glücklich werden würde, seither hat sich ihre Beziehung wieder gebessert auch wenn die gleichen Gründe für die Streitereien sich nicht geändert hatten, so merkte man doch, dass beide wollten,dass die Beziehung funktioniert. Auch wenn ihr ihre zweite Hälfte in letzter Zeit ein wenig auf den Zeiger ging. Um aber diese Schwierigkeiten aus der Welt zu schaffen, müsste sie mit ihm offen reden, was sie nicht konnte. Woher sollte sie auch wissen wie, ihre Kindheit war dank ihrem Vater nicht gerade rosig gewesen. Nach außen wurde sie von ihm über den Klee gelobt, wie stolz er doch auf sein „Töchterchen” wäre, doch daheim war sie ein Nichtsnutz und wurde von ihm auch so behandelt. Sie war,wenn er zu viel getrunken hatteimmer das rote Tuch und auch in Teenagejahren wurde das Verhältnis nicht gerade besser.
Mit der Decke über dem Kopf drehte sie sich zur Seite und versuchte nochmals krampfhaft ihre Augenzu schließen und sich zum Schlafen zu zwingen, doch es half nichts. Dank dem Dauerbeschuss an WhatsAppNachrichten war sie nun wieder wach und sie wusste, dass sie spätestens um 20 Uhr kurzzeitig auf dem Sofa einschlafen würde, was ihre Animesuchterei um mindestens eine Stunde schmälern würde. Müde und mit trockenen brennenden Augen, richtete sie sich auf, nahm ihre Smartwatch vom Ladegerät und machte es sich wieder mit Kissen und zweiter Decke bequem, öffnete ihre Fanfiction App und begann zu lesen. Sie hatten noch nicht vor, ihrem Freund zu schreiben, dass sie schon wach war, ansonsten würde sie wieder nur Nachrichten bekommen und könnte nicht weiterlesen. Sie war gerade so vertieft in die Geschichte, als ihre Zimmertüre auf ging und ihre Mutter sie wecken wollte. „Hey May Zeit zum Auf.. nanu du bist ja schon wach, wie kommt denn das? Normalerweise muss ich fünfmal oder so kommen, bis du endlich aufstehst”. „Ach weißt du Akio hat mir wie immer geschrieben aber ich hab vergessen, das Handy leise zu machen und davon bin ich nun mal aufgewacht, antwortete sie ihrer Mutter lächelnd. „Na dann, kannst du dich ja auch gleich anziehen und weiter Bewerbungen schreiben. Magst du wie immer deinen Tee?, fragte ihr Mutter beim Hinausgehen und ließ die Tür einen Spalt offen. May verdrehte ihre Augen, wenn sie wieder an das nervige bewerben dachte. „jaja, mach ich schon… Ja ich hätte sehr gerne wieder meinen Tee, Danke Ma.” Und wendete sich wieder ihrer Handylektüre zu. Seit sie das Lesen in der vierte Klasse entdeckt hatte, gehörte es einfach zu ihr dazu. Schon als Kind war sie sehr fantasievoll gewesen und schrieb kleine Kurzgeschichten über den damaligen Trend „Diddle-Mäuse. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass sie nach ihrem Fachabi Kulturjournalismus als ihr zukünftiges Studienfach wählte.
Nachdem sie es endlich aus dem Bett geschafft und sich angezogen hatte, es war mittlerweile fast 12 Uhr mittags, machte sie sich daran lustlos und genervt Bewerbungen zu schreiben. ‘Für was mach ich das überhaupt noch… ich pass doch eh nirgends rein, weil jeder denkt ich sei eine Rebellin und lasse mir von niemandem etwas sagen. Dabei möchte ich doch nur arbeiten… einfach einen Job, der mir Spaß macht und in einer Firma,in der es zur Abwechslung mal keine Psycho Chefs gibt.’ Schon bei dem Gedanken an das letzte Arbeitsfiasko, kam ihr das Würgen. Letztes Jahr hatte sie, so dachte sie zumindest, das große Los gezogen und arbeitete für eine Firma,zu der auch ihr abgeschlossenes Studium passte. Doch sehr schnell stellte sich heraus, dass es alles andere als ihr Wunschberuf und Traumarbeitgeber war, ihr Chef hatte von Personalführung keine Ahnung und mobbte sie auch immer häufiger nach ihrem Autounfall. Im September 2018 konnte sie nicht mehr anders und zog die Reißleine. Ihr ging es körperlich, bedingt durch die Nachwirkungen des Unfalls und auch psychisch, durch die ständigen Mobbingattacken ziemlich schlecht. Sie musste sich sogar längere Zeit krankschreiben lassen um wieder auf die Beine zu kommen, was ohne Physiotherapie nicht möglich gewesen wäre. Seither suchte sie wieder nach einer Arbeitsstelle, die zu ihrem Ausbildungsberuf besser passte.
Nachdem sie mit ihren täglichen Aufgaben fertig war, machte sie sich auf den Weg zu ihrer Großmutter. Denn siewollte unbedingt herausfinden, weshalb sie ausgerechnet jetzt diesen Traum gehabt hatte. Auf dem Weg dorthin überlegte sie: ‘Ich erinnere mich noch gut an diesen Murmelstein, den ich damals gefunden habe. Auch daran, dass Oma wollte, dass ich ihn in die Vitrine lege und an ihren skeptischen Blick bezüglich des Steins, erinnere ich mich auch. Aber was wiederum nicht passt, ist die Tatsache, dass ich diesen Murmelstein nie als Talisman genutzt habe, das ist doch irgendwie sehr komisch’. Der Weg zur ihrer Großmutter war nicht lang, da das Haus ihrer Mutter mit dem ihrer Oma durch einen Durchgang verbunden war. Ihr Vater wollte zwar damals als die Hälfte des Hauses ihrer Eltern neugebaut wurde, den Durchgang zuschütten lassen, doch die Großmutter setzte sich durch und so konnte sowohl sie als auch May oder ihre Mutter sich jederzeit unangemeldet gegenseitig besuchen. So schlich sie sich also die knarzenden Treppenstufen hinauf, öffnete leise die Tür zum Esszimmer und schlich sich auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer nebenan. Sie wusste zwar, dassihre Großmutter nachmittags gerne ein Nickerchen machte, doch man wusste nie so genau ob und wann siees beenden würde. Weshalb siediesen Aufwand auf sich nahm? Sie hatte keine Lust, dass sich das Gespräch im Traum auch bewahrheitete. Darauf konnte sie gut und gerne verzichten. Sie hatteauch so schon wegen ihres Verhaltens ein schlechtes Gewissen.
Das Wohnzimmer ihrer Großmutter war nicht gerade klein und dennoch sah man es den Möbeln an, dass dieser Raum sehr selten genutzt wurde. In einem großen Bücherregal standen verstaubte Bücher, die May gerne als Kind gelesen hatte. Auf dem kleinen Glastisch stand immer noch ein Bild von ihr, dass sie, Akira, ihre Mutter und ihre Oma bei ihrer Bachelor Abschlussfeier zeigte. Dass dort eigentlich noch jemand hätte stehen sollen, verdrängte sie erfolgreich.. zu groß war die Wut und Enttäuschung, die an ihr nagten, wenn sie sich an diese Auseinandersetzung im Vorfeld erinnerte.
‘Ach ja, ich erinnere mich, meine Ma und auch Oma, sowie Akira waren so stolz auf mich, dass ich den Abschluss geschafft habe und mir meinen Traum vom Studium erfüllen konnte. Ja damals… vor fünf Jahren, da war die Welt noch eine andere… ‘Sie drehte dem Foto den Rücken zu und ging auf die Vitrine hinter der Tür zu. Vor ihr setzte sie sich in die Hocke und suchte mit den Augen nach dem Stein, weswegen sie eigentlich gekommen war. Es dauerte nicht lange, dann fand sie ihn. Er sah noch genauso aus wie sie ihn in Erinnerung hatte und im Traum vor sich sah. Sie schob die Glasschiebetüre auf und wollte den Stein in die Hand nehmen, doch als sie ihn berührte, reagierte der Stein ganz kurz und leuchte komisch auf, zusammenzuckend zog blitzschnell ihre Hand zurück. ‚Wt… was war denn das jetzt bitte… Hm’… Nach ein paar Sekunden versuchte sie es erneut die Murmel mit der Hand zu umschließen, er leuchtet wieder kurz auf, doch dieses Mal wunderte sie sich zwar kurz aber dachte das sie sich das nur eingebildete hätte , zuckte mit den Schultern und umschloss mit ihren Fingern die Steinmurmel, packte sie in ihre Hosentasche, stand auf und schlich sich auf Zehenspitzen wieder davon. ‘Das hat ja gut geklappt, puh und keine Sekunde zu früh, sowie sich die Schritte auf der Treppe angehört haben.’
Zurück im heimischen Wohnzimmer, fasste sie sich in die Hosentasche und holte den Stein wieder hervor. Sie trat zum Fenster und betrachtet ihn rund herum. Er schimmerte zwar im Licht des Tages aber ansonsten gab es nichts Auffälliges. Er hatte eine schöne blaue Musterung von ineinanderfließendenBlautönen, war rund wie eine Murmel und kalt wie eine Art Edelstein. Sie machte noch ein Foto davon und schickte das Bild ihrer Freundin, mit dem Text, „hey weißt du noch wie wir den gefunden haben?” danach steckte sie ihn wieder in die Hosentasche und grübelte weiter, warum sie diesen Stein überhaupt mitgenommen hatte. Der Nachmittag zog sich hin, gedankenverlorenlümmelteMay auf dem Sofa herum und überlegte sich, was sie als Nächstesmachen sollte. Sie ging in PoGoaber auch dort gab es nichts für sie zu tun. Ihre Arenen warenvoll und verteidigen musste sie sie auch nicht, denn um diese Jahreszeit zog es nur die Stammspieler nach draußen, zu denen sie ebenfalls gehörte. Die anderen Warmduscher Spieler würden sich erst wieder im Frühling zeigen. Nach einer Weile ging sie aus der App raus, legte das Handy weg, nahm ihr iPad und fing an ihre anderen Fanfictions weiterzulesen.
Als sie ein paar Stunden gelesen und mit ihrem Freund telefoniert hatte, schaltete sie den Fernseher sowie ihren Laptop ein und suchtete weiter ihre Animes. Gerade als es einmal wieder spannend wurde, seufze sie und sprach vor sich hin wie gerne sie doch jetzt wirklich Teil dieser Story wäre und wünschte sich, es möge doch ein Tor auf gehen und sie einfach in die gerade laufende Szene ziehen. Plötzlich wurde sie von einem hellen blauen Licht geblendet, das aus ihrer Hosentasche kam. Als hätte der Stein, den sie immer noch bei sich trug, nur darauf gewartet ihre Worte zu hören, wurde das Leuchten immer heller, sodass ihr keine Wahl blieb, als den Stein raus zu holen und in die Hände zunehmen. Sie wurde so sehr von diesem blauen Licht geblendet, dass sie die Augen schließen musste. Doch zuvor tastete sie sich noch an ihr Handy heran, das neben ihr lag und schob es in die Hosentasche. Als sie ihre Augen öffnete schwebte der Stein vor ihrem Gesicht und machte ein unheimliches Geräusch. Sie sah, mit großen Augen, wie sich hinter dem Stein eine Art Tor öffnete und sie spürte wie sie von unsichtbaren Kräften hineingezogen wurde. Sie schrie, sprang über die Sofalehne, schnappte noch ihr Lieblingsplüschi-Pokémon „Dragonir”, welches sie von ihrem Freund bekommen hatte, als ob es sie vor diesem schwarzen Tor beschützen könnte, rannte Richtung Küche und versuchte sich vor dem seltsamen Stein in Sicherheit zu bringen, doch es half alles nichts, der Stein und das Tor verfolgten sie und saugten sie schließlich ein. Zurück blieb ein ganz normales Wohnzimmer in der Stille der Nacht. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ihre Sachen verschwanden mit ihr und die Zeit auf der Erde wurde deutlich verlangsamt…
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Seit gespannt wie es weitergeht 😉
Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen. Es ist meine erste Fan Fiction mit OC und eben auch etwas autobiographisch, deshalb steckt da auch mein Herzblut drin. 🙂